Bahnhof Gerbstedt

Das 1895 von der Firma Knoch & Kallmeyer (Halle/Saale) errichtete und teilweise unterkellerte Gebäude stellt sich als schlicht-repräsentativer Bau, abgehoben von den übrigen Empfangsgebäuden der HHE, dar. Es ist ein langgestreckter, achtjochiger Ziegelbau mit flachem Satteldach und großem Dachüberstand, horizontalem Gesimsband und Stichbogenfenstern sowie risalitartigem Querhaus etwa im Goldenen Schnitt. Daran schließt sich der im gleichen Jahr errichtete und 1907 verlängerte funktionstypische Güterschuppen an. Er ist ein unterkellerter 1 ½- geschossiger Ziegelfachwerkbau mit weitem Dachüberstand. Die Nutzfläche des Gebäudes mit Güterschuppen beträgt ca. 589 qm.        

Empfangsgebäude um 1910 Foto: Archiv HHE

Der Bahnhof Gerbstedt der ehemaligen Halle-Hettstedter Eisenbahn (HHE) wurde im Jahre 2008 als Bau- und Kulturdenkmal von überörtlicher Bedeutung in das Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt eingetragen. Zwei Jahre später folgte die Denkmalausweisung für die gesamte Eisenbahnstrecke zwischen Halle und Hettstedt.

Die industriegeschichtlich bedeutsame Kleinbahnanlage mit Bahnhofsempfangsgebäude, Lok- und Güterschuppen sowie Ladestraße ist in ihrem bauzeitlichen Kern von 1895 erhalten. Sie war neben dem nicht mehr erhaltenen Bahnhof Klaustor in Halle die wichtigste Bahnhofs- und Lok- Behandlungsanlage der ehem. Halle-Hettstedter-Eisenbahn. Die Bahnhofsanlage selbst ist in ihrer geschlossenen Überkommenheit die letzte erhaltene ihrer Art nach den Vorstellungen des 1892 gegründeten Bahnbau- und Betriebsunternehmens Lenz & Co. Zum Anfang des 20. Jahrhunderts führte der Konzern auf ca. 100 Klein- und Privatbahnen in Deutschland den Betrieb, nachdem er vorher zum Großteil als Eisenbahnbauunternehmer aufgetreten war.

Bf Gerbstedt um 1935 Foto: Archiv HHE

Die komplexe Kleinbahnhofs- und Lokbehandlungsanlage befindet sich auf engstem Raum und in komplizierter Hanglage am Südrand der Stadt Gerbstedt im Landkreis Mansfeld- Südharz. Sie liegt ausgehend vom ehemaligen Bahnhof Halle-Klaustor am Streckenkilometer 36, bis zum Endpunkt in Hettstedt sind es 8 Kilometer.

Bisher führte der Verein sechs Bahnhofsfeste im Bf Gerbstedt mit vielen beteiligten regionalen Akteuren und großer Besucherresonanz durch. Anfangs fanden Fahrten mit einer Handhebeldraisine statt, 2013 fuhr erstmals seit 2003 wieder eine Lokomotive auf den Gleisen der HHE, eine in der Vereinswerkstatt in Halle-Ammendorf restaurierte vereinseigene Diesellok. Zuvor wurde das Bahnhofsgleis instandgesetzt.

Im Jahre 2011 erwarb der Verein das Bahnhofsgebäude mit einem Nebengebäude. In der 1. Etage wurde eine moderne Heizung, bisher nur Ofenheizung, installiert. Später erfolgten auf der Ostseite die Dämmung des Daches und der Ausbau des Dachgeschosses zu Archiv und Bibliothek. Das Nebengebäude, es enthielt ursprünglich Toilettenanlagen und Lagerräume, erhielt einen neuen Dachstuhl und eine neue Dacheindeckung.

Der überregional bekannte Miniaturburgenbauer Günther Beinert, er ist Ehrenmitglied des HHE e.V., schuf von 2008 bis heute über 40 Modelle von Lokomotiven und Wagen u.a. der HHE aus Beton im Maßstab 1:10, welche im Bereich des Bahnhofs als Freilichtmuseum aufgestellt wurden und neben dem Miniaturburgenrundweg in Gerbstedt ein Besuchermagnet sind.

Zum Tag des offenen Denkmals am 10.09.2023 wurde provisorisch ein erster Teil der nach der denkmalgerechten Sanierung der Gebäude geplanten Dauerausstellung Kohle – Transport – Industrialisierung eröffnet. Außerdem sind die Sonderfahrten fester Bestandteil der vom HHE e.V. organisierten Veranstaltungen. Sie verkehren auf der Trasse Am Eisernen Band, einer geplanten Route der Industriekultur zu den Themen Bergbau und Transport zwischen der Metropolregion Halle und der historischen Bergbau- und Hüttenregion Harz.